Kiel – Erfolgreiches Europäisches Festival des Debütromans vom 19.-22. Mai

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(CIS)

Das Europäische Festival des Debütromans fand dieses Jahr zum vierzehnten Mal statt. Längst hat sich das eröffnende Lesefest unter dem Kieler Publikum etabliert, längst gilt auch das Festival europaweit als Schauplatz literarischen Austausches.

Foto: pixabay.com / condesign

Die Veranstalter, das Literaturhaus Schleswig-Holstein und das Institut Français / Centre Culturel Français de Kiel, zeigen sich sehr zufrieden. Vom 19. bis 22. Mai 2016 kamen elf Autoren und Autorinnen mit ihren Verlegern und Lektoren aus elf europäischen Ländern in Kiel zusammen. Anregende Diskussionen zwischen den Teilnehmern, eine produktive Gruppendynamik und ein abermals breiter Zuspruch des Kieler Publikums zeugen auch dieses Jahr vom Erfolg des Formats.

Dem Kieler Publikum präsentierte sich die neue europäische Romanprosa beim festlichen Auftakt am 19.05.2016 in der Klangvarianz ihrer Originalsprachen. Nils Aulike und Jule Nero lasen aus eigens für diesen Anlass angefertigten Probeübersetzungen. Gut 140 interessierte Gäste fanden sich zum Lesefest im Literaturhaus ein und lauschten sowohl im Veranstaltungssaal als auch bei der Live-Übertragung im Festzelt den vorgetragenen Texten. Fünf der AutorInnen hatten bereits am Nachmittag in der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel etwa 70 Studierenden, im Rahmen von Gesprächen an den jeweiligen philologischen Seminaren, einen Einblick in ihr Schaffen gewährt.

Auch beim Lesefest am Abend waren viele der Studierenden wieder anzutreffen. Diese rege Beteiligung freut uns ganz besonders, ist sie doch ein Zeichen der anhaltenden ergiebigen Kooperation zwischen der Universität und dem Festivalprojekt, von der sowohl die Studierenden als auch die AutorInnen profitieren. Während der Festivalauftakt vor allem dem Einstieg in Sprache und Handlung der Romane dienen sollte, beschäftigten sich die Festivalteilnehmer an den darauf folgenden Fachtagen mit weiteren Themen des literarischen Schaffens. Ein Akzent lag auf der öffentlichen Gesprächsrunde am Abend des 20. Mai 2016, in der es um das gesellschaftliche Engagement des Schriftstellers ging.

Ausgehend von den Ergebnissen der 2. Europäischen Schriftstellerkonferenz, die am 9. und 10. Mai 2016 unter dem Motto „GrenzenNiederSchreiben“ zum zweiten Mal in Berlin stattfand, gelang es dem Autor und Mitinitiator dieser Konferenz, Nicol Ljubić, eine lebhafte Diskussion unter den Teilnehmenden und Gästen anzuregen. Während manche der Ansicht waren, es sei die Pflicht eines Schriftstellers, gesellschaftliche Verantwortung zu übernehmen und sich mit dem eigenen Werk politisch zu engagieren, befürchteten andere, dass eine solche Verpflichtung die Freiheit der Kunst einschränken könne. Auch die Frage, ob und wie Schriftsteller eine breite Bevölkerungsschicht erreichen und dort politisch etwas bewirken können, wurde an diesem Abend noch lange diskutiert.



Eine weitere öffentliche Veranstaltung am Abend des 21. Mai 2016 diente insbesondere der Auflockerung des Programms: Die Kieler Illustratorin Tine Pape realisierte mit der musikalischen Begleitung Lucas Dymnys live eine grafische Improvisation zu den Romantiteln.Der Samstagnachmittag bot Raum für eine Verlegerrunde, in der sich die Teilnehmenden über die landesspezifischen Bedingungen des Verlagswesens austauschten, mit besonderem Augenmerk auf den Vertrieb und die Vermarktung von Debütromanen sowie auf die unterschiedlichen Herausforderungen, denen sich kleinere und große Verlagshäuser dabei stellen müssen. In einer separaten Autorenrunde konnten sich die Teilnehmenden ungestört über ihre Erfahrungen als Schriftsteller austauschen. Dabei ging es unter anderem um die Arbeit und die Erwartungen an den zweiten Roman. Als besonderes Schwerpunktthema resultierte jedoch die Frage nach der Vermarktung der Romane und der damit einhergehenden Unterstützung durch die Verlage. Auch die Chancen und Risiken als Schriftsteller in der Öffentlichkeit aufzutreten, gerade wenn die eigene Biografie dabei zum Thema gemacht werden soll, wurden rege diskutiert.

Diese diskussionsfreudigen Veranstaltungen in intimer, vertrauensvoller Atmosphäre liegen uns besonders am Herzen, da sie den spezifischen Charakter und damit den Kern des Projekts bilden. Die Autorinnen und Autoren schätzen die besondere Atmosphäre der Festivaltage: „Ich hatte eine wunderbare, inspirierende Zeit“, berichtete die Österreicherin Sandra Gugić. Und der flämische Teilnehmer Michael Bijnens freute sich besonders über die Erfahrung, als europäischer Schriftsteller wahrgenommen zu werden. Im kommenden Jahr werden wir seinen Debütroman bereits auf Deutsch lesen können, während die Übersetzungsrechte des Debütromans der deutschen Autorin Shida Bazyar bereits in die Niederlande verkauft worden sind.

Literaturhausleiter Wolfgang Sandfuchs stellte fest, dass sich in diesem Jahr mehrere Romane mit verschiedenen Aspekten der Mutterliebe beschäftigen. Auch das Politische ist in diesem Jahrgang sehr präsent und wird in den Debütromanen meist mit der persönlichen Erfahrung verknüpft. Auffällig war in diesem Jahr, dass viele der AutorInnen und Autoren bereits vor ihrer schriftstellerischen Tätigkeit als Schauspieler, Regisseure, Filmemacher und Drehbuchschreiber, Dramaturgen oder Übersetzer in der Öffentlichkeit standen.

Wir sind uns sicher, dass wir in jeder Hinsicht noch viel von ihnen hören werden. All unseren Teilnehmern wünschen wir für ihre Debütromane und weiteren Veröffentlichungen, für ihre verlegerischen Projekte und persönlich alles Gute. Wir danken ihnen herzlich für ihre Teilnahme und blicken gespannt auf die neuen Stimmen europäischer Prosa, die wir im kommenden Jahr in Kiel begrüßen und präsentieren werden.

Presse Literaturhaus SH

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