Extremismus Gespräche in Kiel: Prävention ist der beste Schutz gegen Missionierung

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Redakteur
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(CIS)

„Wir dulden keine Missionierungsversuche von Extremisten an unseren Schulen – nicht von Rechtsradikalen, nicht von Salafisten und nicht von anderer Seite“, sagte heute (5. November) Bildungsministerin Britta Ernst nach einem Gespräch von Fachleuten zum Thema Extremismus, zu dem das Bildungsministerium mit dem Institut für Qualitätsentwicklung an Schulen Schleswig-Holstein (IQSH) Expertinnen und Experten aus den Bereichen Schule, Polizei, Innenministerium und der Aktion Kinder- und Jugendschutz (AKJS) eingeladen hatte. Die Bildungsministerin hob hervor, dass es keinen Grund für Alarmismus gebe, es gehe vielmehr um eine seriöse Bestandsaufnahme: „Wir wollen wissen, wo wir in Schleswig-Holstein beim Thema Salafismus stehen.“

Foto: Mario De Mattia

Innenstaatssekretärin Manuela Söller-Winkler warnte vor einer zunehmenden Radi-kalisierung im Salafismus. „Der Salafismus ist derzeit die dynamischste und am schnellsten wachsende islamistische Bewegung“, sagte Söller-Winkler. Er sei die aktuell größte und latente Gefahr für die innere Sicherheit. Nach Erkenntnissen der Sicherheitsbehörden gibt es in Schleswig-Holstein etwa 230 Aktivisten, 20 mehr als noch vor einem Jahr. Die Staatsekretärin zeigte sich zuversichtlich, dass es gelingen werde, junge Menschen durch frühzeitige Prävention in Schulen und in der Jugendarbeit „gegen das Gift der Intoleranz und Menschenverachtung“ zu immunisieren. Das Expertengespräch im Institut für Qualitätsentwicklung an Schulen in Schleswig-Holstein sei ein weiterer wichtiger Baustein zur Vorbeugung und Bekämpfung von religiös motiviertem Extremismus. Die Landesregierung werde noch in diesem Monat ein entsprechendes ressortübergreifendes Konzept beschließen. Extremismusprävention sei eine Aufgabe aller staatlichen Stellen und gesellschaftlichen Organisationen. „Wir werden Polizei, Justiz und Verfassungsschutz mit dieser Aufgabe nicht allein lassen“, sagte Söller-Winkler.

 

Bildungsministerin Ernst betonte, der Kampf gegen Extremismus sei eine zentrale Aufgabe für alle, die für die Demokratie eintreten: „Wir werden nicht zulassen, dass die demokratische Ordnung gefährdet wird. Und wenn an Schulen mit Gewalt ge-droht wird, werden die Sicherheitsorgane eingeschaltet.“ Sie setze auf Aufklärung, um einerseits Anwerbungsversuchen von Extremistinnen und Extremisten entgegenzutreten, aber auch um zu verhindern, dass durch Vorurteile das Verhältnis zum Beispiel zu Mitschülerinnen und Mitschülern islamischen Glaubens zerstört werde. Schule sei der geeignete Ort für Prävention. In Schulen könnten Jugendliche sensibel gemacht werden für Extremismus, Salafismus und für vereinfachende Weltsichten, sagte Ernst.

 

„Lehrerinnen und Lehrer müssen Fachleute sein, die Gefahren früh erkennen und gegensteuern können“, sagte die Bildungsministerin und stellte einen Fünf-Punkte-Katalog für Schulen vor:

 

1. „Mitreden!“ – Filmmaterial für alle Schulen

Alle schleswig-holsteinischen Schulen – Grundschulen ausgenommen, weil das Material erst für Schülerinnen und Schüler ab 12 Jahren geeignet – können auf Abruf sofort Material der Polizei anfordern. Unter dem Titel „Mitreden! – Kompetent gegen Islamfeindlichkeit, Islamismus und dschihadistische Internetpropaganda“ enthält dieses Material zwei Filme und ein Begleitheft. Dazu erhalten die Schulen eine Liste von Fachleuten und Referentinnen und Referenten als Ansprechpartner. Das Material wird zudem allen Schul-Multiplikatorinnen und -multiplikatoren, die dies wünschen, zur Verfügung gestellt.

 

2. Beratungsteam für Schulen

Das IQSH stellt ein Team von Schulbegleiterinnen und -begleitern zur Verfügung, das auf Abruf Schulen auch längerfristig berät, die ein aktuelles Extremismus-Problem haben; diese Begleiterinnen und Begleiter haben Kenntnisse in der Schul-entwicklungsberatung, Moderation und in der Präventionsarbeit. Zudem wird eine landesweite Koordinatorin oder ein Koordinator benannt, der sich um die Vernetzung und Effektivität aller schulischen Akteure kümmert.

 

3. Norddeutsche Kooperation

Das Land setzt auf den Austausch mit den norddeutschen Ländern. Die bereits gute Zusammenarbeit mit Hamburg beim Thema Rechtsextremismus wird erweitert um das Thema Salafismus. Schleswig-Holstein wird den Austausch mit dem Hamburger Präventionsgremium aus Vertreterinnen und Vertretern von Verwaltung, Polizei, Staatsschutz/Verfassungsschutz und muslimischen Gruppen suchen.

 

4. Fortbildung von Lehrkräften und Schulleitungen

Der in diesem Schuljahr erstmalig angebotene IQSH-Zertifikatskurs „Unsere Schule: Willkommen heißend, Interkulturell, Demokratisch, Inklusiv“ wird zum nächsten Schuljahr wiederholt und bei Bedarf ausgeweitet.

 

5. Weitere Informationsmaterialien

Alle Schulen erhalten Informationsflyer sowie Kontaktdaten von Ansprechpartnern sowie eine umfangreiche Liste mit Hinweisen auf weiterführende Informationen zum Thema Extremismus sowie Fortbildungsmaterialien zur Präventionsarbeit.

 

„Das IQSH wird Sorge dafür tragen, dass im Vorbereitungsdienst und in der Lehrerfortbildung der Grundgedanke der Anerkennung unterschiedlicher Kulturen und Religionen noch stärker in den Fokus gerückt wird“, sagte Dr. Thomas Riecke-Baulecke, Direktor des IQSH. Schule müsse ein Ort sein, wo prinzipiell auf Gewalt-freiheit und Dialog gesetzt wird, wo Kinder und Jugendliche lernen, andere Kulturen zu verstehen und zu respektieren, wo Vorurteile abgebaut werden und sich junge Menschen gleich welcher Glaubensrichtung wohl und geborgen fühlen.

 

Britta Ernst betonte, dass die Sitzung der Fachleute kein einmaliges Ereignis gewe-sen sei und kündigte an, der Kreis werde sich regelmäßig im Rahmen der bestehenden Strukturen des Kriminalpräventionsrats treffen. Muslimische Verbände in Schleswig-Holstein seien eingeladen, sich zu beteiligen. Zudem sei eine Fachveranstaltung zum Thema Extremismus/Salafismus für Anfang 2015 geplant.

PM: Thomas Schunck | Ministerium für Schule und Berufsbildung

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