40 Jahre Frauennotruf Kiel e. V.

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Redakteur
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(CIS)

In den 1970er Jahren entstanden auf Basis der Zweiten Frauenbewegung und des Protestes gegen den Paragrafen 218 in vielen Städten der Bundesrepublik Frauenzentren, so auch in Kiel. Hier gründeten engagierte Frauen 1979 eine „Notrufgruppe“, die schließlich ein eigener Verein wurde. Anlässlich des 40. Jahrestages widmet sich das Kieler Stadtmuseum Warleberger Hof, Dänische Straße 19, vom 5. bis zum 24. November der Geschichte des Vereins Frauennotruf Kiel e. V. und seines Widerstands gegen sexuelle Gewalt.

Foto: Bild von Tumisu auf Pixabay

Neben einer Foto- und Film-Dokumentation bietet das Museum der Künstlerin Renate Bühn Raum für ihre Exponate. Die Ausstellung unter dem Titel „Noch immer – immer noch“ befasst sich auf künstlerische Weise mit sexualisierter Gewalt und dem gesellschaftlichen Täterschutz.

Zur Eröffnung der Ausstellung am Montag, 4. November, um 16 Uhr sprechen die Justizministerin des Landes Schleswig-Holstein, Dr. Sabine Sütterlin-Waack, Bürgermeisterin Renate Treutel, Museumsdirektorin Dr. Doris Tillmann, die Künstlerin Renate Bühn sowie Christa Limmer und Ulrike Krause aus dem Vorstand des Frauennotrufs Kiel e.V.

Die Ausstellung im Warleberger Hof zeichnet die Geschichte der Frauenbewegung in Kiel anhand der Entwicklung des Frauennotrufs Kiel e.V. nach. Nach der Gründung 1979 traf sich die Kieler Notrufgruppe immer donnerstags – eine Tradition, die im Verein noch über 25 Jahre fortbestehen sollte. Die Notruffrauen boten in den 1980er Jahren ehrenamtlich täglich in den Abendstunden eine Telefonrufbereitschaft für vergewaltigte Frauen an. Darüber hinaus machten sie Öffentlichkeitsarbeit und Aktionen. Systematisch beobachteten sie Gerichtsprozesse und prangerten die Frauenfeindlichkeit der Verfahren an, die oft von Mythen und Vorurteilen geprägt waren und in denen den Opferzeuginnen eine Mitschuld für sexuelle Übergriffe gegeben wurde.

Zahlreiche Veranstaltungen und die öffentliche Diskussion sorgten dafür, dass die Landeshauptstadt Kiel dem Frauennotruf ab 1988 erstmals fünf Stellen finanzierte. Wenige Jahre später beteiligte sich auch das Land an der Finanzierung der Beratungsstelle, deren öffentliche Förderung schließlich verstetigt wurde.

1992 rief der Frauennotruf zur Prävention von sexuellem Missbrauch das Modellprojekt „PETZE“ ins Leben. Die PETZE wurde in den folgenden Jahren so erfolgreich, das sie nicht nur in Kiel sondern landes- und bundesweit und sogar international zum Thema Prävention angefragt wurde und wird. 2009 gründete der Frauennotruf Kiel e.V. eine Tochtergesellschaft, das PETZE Institut für Gewaltprävention, das sich an relevante Zielgruppen in Kiel, Schleswig-Holstein und ganz Deutschland richtet. Die bisher erfolgreichsten Projekte sind „ECHT KLASSE“ für Grundschulen, die „ECHTEN SCHÄTZE“ für Kitas und „ECHT! Mein Recht!“ für die Behindertenhilfe.

In den vergangen 40 Jahren hat der Frauennotruf zahlreiche weitere Maßnahmen und Projekte gegen Gewalt an Frauen und Kindern initiiert und durchgeführt und zur Änderung von Gesetzen beigetragen. Die ausgestellte Foto- und Film-Dokumentation gibt einen bildhaften Überblick.

Zusätzlich zeigt die Künstlerin Renate Bühn ihre Arbeiten unter dem Titel „Noch immer – immer noch“, die sich mit sexualisierter Gewalt und dem gesellschaftlichen Täterschutz auseinandersetzen. Die Künstlerin beschreibt ihre Arbeit als ein persönliches und politisches Ringen um Sprache, Sichtbarkeit und Veränderung:

„Nicht irgendwo weit weg, sondern im eigenen Umfeld, im eigenen Dorf, in der eigenen Stadt, der eigenen Familie leben betroffene Mädchen* und Jungen*. Die Dunkelziffer ist seit Jahrzehnten unverändert hoch. Wie ist das möglich? Wer macht dies möglich?

Mit meinen Arbeiten will ich das alltägliche Darüber-Hinweg-Gehen stören. Ich thematisiere die Kultur des Wegschauens und Leugnens, den Mangel an alltäglicher Wahrnehmung und Handeln als weltweiter Bestandteil in allen patriarchalen und gesellschaftlichen Strukturen. … Der gesellschaftliche Täter_innenschutz, die Dunkelziffer von sexualisierter Gewalt und das Versagen der Justiz zieht sich wie ein roter Faden durch meine Arbeit.“

Renate Bühn nutzt für ihre Installationen und Objekte Alltagsgegenstände wie Krawatten, Hemden, Frühstücksbretter, Stecknadeln oder Taschenkalender. Sie haben jeweils eine eigene symbolische Bedeutung. Die Gegenstände verlieren in den Arbeiten, die meist auch Textfragmente enthalten, ihre scheinbare Harmlosigkeit und Unschuld.

Weitere Informationen zu Renate Bühn und ihrer Arbeit sind auf ihrer Internetseite zu finden: www.renatebuehn.de.

Der Besuch der Ausstellung wird ab 18 Jahren empfohlen. Einige Exponate können Erinnerungen und schlechte Gefühle auslösen. Während der Öffnungszeiten ist eine Mitarbeiterin des Frauennotrufs anwesend.

40 Jahre Frauennotruf Kiel e. V.
„Noch immer – immer noch“.

Eine künstlerische Auseinandersetzung mit sexualisierter Gewalt von Renate Brühn. Eine Veranstaltung des Kieler Stadt- und Schifffahrtsmuseums in Kooperation mit dem Frauennotruf Kiel e. V.

5. November bis 24. November
Kieler Stadt- und Schifffahrtsmuseum Warleberger Hof
Dänische Straße 19
24103 Kiel
Telefon (0431) 901-3425
www.kiel-museum.de
twitter@StadtKulturKiel

Ausstellungseröffnung:
Montag, 4. November, 16 Uhr.

Es sprechen:
Die Justizministerin des Landes Schleswig-Holstein, Dr. Sabine Sütterlin-Waack, Bürgermeisterin Renate Treutel, Museumsdirektorin Dr. Doris Tillmann, die Künstlerin Renate Bühn sowie Christa Limmer und Ulrike Krause aus dem Vorstand des Frauennotrufs Kiel e.V.

Öffnungszeiten:
dienstags bis sonntags 10 bis 18 Uhr
donnerstags 10 bis 20 Uhr
Eintritt frei. Empfohlen ab 18 Jahren

Einige Exponate können Erinnerungen und schlechte Gefühle auslösen. Während der Öffnungszeiten ist eine Mitarbeiterin des Frauennotrufs anwesend.

Pädagogische Führungen durch das Präventionsbüro PETZE: mittwochs 16 bis 17 Uhr. Eintritt frei.

Begleitprogramm zur Ausstellung im Warleberger Hof:

Dienstag, 5. November, 19 Uhr, Schleswig-Holsteinische Landesbibliothek, Wall 47/51
„Selbstfürsorge bei der Konfrontation mit sexueller Gewalt“. Vortragsveranstaltung mit Lydia Hantke, Diplom-Psychologin und Autorin
Eintritt frei

Donnerstag, 7. November, 18 Uhr
„Hinsehen – Handeln? Helfen!“ – Unterstützung für Mädchen und Jungen nach sexualisierten Gewalterfahrungen.
Vortragsveranstaltung mit Prof. Dr. phil. Julia Gebrande, Diplom-Sozialpädagogin/Sozialarbeiterin, Autorin
Eintritt frei

Dienstag, 12. November, 18 Uhr
Kino in der Pumpe – Kommunales Kino Kiel, Haßstraße 22
Film „Die Hände meiner Mutter“. Der Film greift zwei Tabuthemen auf: sexueller Missbrauch an Jungen und sexueller Missbrauch durch Mütter.
Eintritt: 7 Euro / 6 Euro ermäßigt

Donnerstag, 14. November, 18 Uhr
Prävention von sexuellem Missbrauch
Vortragsveranstaltung für Eltern, Fachkräfte und Interessierte mit Nils Raupach, Diplom-Sozialpädagoge, PETZE-Institut für Gewaltprävention
Eintritt frei

Dienstag, 19. November, 18 Uhr
Film „Vergessen kann ich das nie – Die Geschichte einer Vergewaltigung“ mit anschließender Diskussion mit der Filmemacherin Quinka Stoehr. Der Film von 1986 dokumentiert einen Gerichtsprozess vor dem Kieler Landgericht zum Thema Sexuelle Gewalt am Arbeitsplatz
Eintritt frei

Donnerstag, 21. November, 18 Uhr
Lila Sofa: Noch immer – immer noch. Auf die Dauer hilft nur Power.
Vier Feministinnen aus vier Epochen im Gespräch über Erfolge, Rückschläge, Kontroversen und Strategien in der Frauenbewegung.
Eintritt frei

Pressemeldung 960/1. November 2019/pka

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